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Der Betriebsleiter 9/2017

Der Betriebsleiter 9/2017

FERTIGUNGSTECHNIK Kurs

FERTIGUNGSTECHNIK Kurs auf Industrie 4.0 Wie man Schritt für Schritt zur digitalen Produktion gelangt Der Fertigungsleiter erhält per Tablet die Nachricht, dass sich die Aus- schussquote signifikant erhöht hat. Nach zwei Wischbewegungen auf dem Tablet kennt er die Ursache und instruiert den verantwortlichen Teamleiter, der das Problem mit seinen Mitarbeitern umgehend löst. So sieht die verheißungsvolle Zukunft aus. Einzige Voraussetzung: Die Produktion muss digitalisiert werden. Um diese durchaus große Herausforderung zu meistern, müssen Betriebs- und Fertigungsleiter einige Grundlagen beachten. Es reicht bei weitem nicht aus, Maschinen mit Sensoren zu bestücken oder die Daten aus SPS-Steuerungen auszulesen. Wenn man sich anschaut, wie umfangreich die Digitalisierung unser Leben in den letzten 20 Jahren verändert hat, wird schnell deutlich, dass sie nichts weniger als einen Wandel der Unternehmenskultur bedeutet. Sie betrifft sämtliche Mitarbeiter, denn sie Autor: Michael Möller, gbo datacomp GmbH, Augsburg verändert ihre Arbeitsprozesse nachhaltig. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man das Großprojekt Digitalisierung angehen will. Für den Fertigungsleiter bedeutet eine digitale Produktion zunächst einmal einen Zugewinn an Transparenz. Fertigungsfortschritte müssen nicht mehr manuell kontrolliert und dokumentiert werden. Stattdessen liegen die Daten über Rüstzeiten, Stillstände oder Materialverbrauch übersichtlich und in Echtzeit online vor. Ursachen etwa von Störungen lassen sich schnell ermitteln und beheben. Keine Transparenz ohne Akzeptanz Für dieses Plus an Transparenz ist es jedoch erforderlich, dass es dem Fertigungsleiter Checkliste Digitalisierung gelingt, seine Mitarbeiter von den Vorteilen der Digitalisierung zu überzeugen. Digitalisierung bedeutet Veränderung in der Organisation. Der Fertigungsleiter steht vor einem Change-Management, denn die Einführung digitaler Prozesse geht nicht per se mit einer Akzeptanz unter den Mitarbeitern einher. Wenn Begriffe wie Synergieeffekt oder Effizienzsteigerung fallen, fürchtet jeder Angestellte zunächst einmal um seinen Arbeitsplatz. Maschinenbediener müssen Informationen über den Produktionsablauf heutzutage noch manuell erfassen, zum Beispiel in Excel-Tabellen, zum Teil sogar noch mit handschriftlichen Notizen. Stehen solche Informationen jedoch digital und online zur Verfügung, entfallen diese Arbeitsschritte. Aber ohne die Unterstützung der Mitarbeiter hat niemand etwas von der n Digitalisierung heißt Veränderung der Unternehmenskultur. n Digitalisierung bedingt die Akzeptanz der Mitarbeiter. n Das Digitalteam repräsentiert die Unternehmensbereiche, die von der Digitalisierung betroffen sind. n Die Digitalstrategie geht vom Status Quo des Unternehmens aus und enthält eine gemeinsame Zielsetzung. n Man sollte in Mitarbeiter investieren und sie weiterbilden. n Partner mit Digitalkompetenz und Erfahrung helfen bei der Umsetzung. n Die Anforderungen aus der Praxis gehören in den Fokus. n Es ist sinnvoll, schrittweise zu digitalisieren. n Nicht allein die Datenerfassung, sondern die richtige Datennutzung führt zum Erfolg. 14 Der Betriebsleiter 9/2017

Datenerfassung. Maschinen müssen weiterhin bedient werden, zum Teil werden die Daten auch erst durch Eingaben erzeugt. Ihre Qualität hängt damit ganz entscheidend von der Akzeptanz der Datenerfassung unter den Mitarbeitern ab. Damit die Angestellten nicht zum Bremsklotz der Digitalisierung werden, muss ihnen dargelegt werden, warum das Unternehmen Arbeitsabläufe digitalisiert und welche Ziele die Vorgesetzten damit verfolgen. Denn die Digitalisierung ist in der Praxis sowohl ein Erfassungs- als auch ein Mitarbeiterinformationssystem. Der Maschinenbediener erhält Informationen zum Beispiel über Laufzeiten, Nutzungsgrade oder Taktzeiten. Er bekommt also ein direktes Feedback, wie sein Arbeitsprozess verläuft und wie er ihn gegebenenfalls anpassen muss. All das muss geschult werden. Der Mitarbeiter muss nicht nur wissen, warum Daten erhoben werden, sondern auch wie sie zustande kommen und wie das System bedient wird. Dies ist ein steter Prozess, so wie die Digitalisierung immer tiefer ins Unternehmen vordringt. Strategieentwicklung im Team Für die Einführung digitaler Prozesse wird ein Digitalteam benötigt, dessen Mitglieder einen Querschnitt aus all den Bereichen repräsentieren, die von der Digitalisierung betroffen sind. Dazu gehören sowohl Teamleiter aus den einzelnen Produktionsbereichen als auch Vertreter aus der Businessebene, die mit den Daten aus der Fertigung arbeiten. Mit ihnen müssen die Vorteile und Herausforderungen besprochen werden: Welche Bereiche in der Produktion profitieren am meisten von einer Digitalisierung, welche können erst zu einem späteren Zeitpunkt mit einbezogen werden? Gemeinsam wird dann eine Digitalstrategie entwickelt, die zunächst vom aktuellen Stand der Digitalisierung im Unternehmen ausgeht: Wo stehen Daten bereits zur Verfügung? Wo finden Medienbrüche statt, also wo werden Daten zum Beispiel noch händisch erfasst? Zur Digitalstrategie gehört auch eine gemeinsame Zielsetzung wie zum Beispiel die Reduzierung der Ausschussquote um eine gewisse Prozentzahl. Hierfür ist es erforderlich, dass alle Beteiligten über das gleiche Basiswissen verfügen, um in ihrem jeweiligen Bereich die notwendigen Änderungen herbeizuführen, die erforderlich sind, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Partner bieten Know-how Viele Unternehmen zögern bei der Digitalisierung, weil sie nicht die notwendige Kompetenz besitzen. Das rächt sich dann, wenn die Konkurrenz aufgrund digitaler Prozesse schneller und flexibler auf Marktverände- rungen reagiert. Daher benötigt man für die Umsetzung der Digitalisierung erfahrene Partner mit Know-how aus der Praxis. Sie unterstützen das Unternehmen bei der Entwicklung einer Strategie und deren Umsetzung. Unternehmen wie gbo datacomp verfügen über umfangreiche Kenntnisse aus zahlreichen Projekten, in denen sie Manufacturing Execution Systeme (MES) installiert haben. MES-Lösungen gelten als Grundlage für eine digitale Produktion. Sie stellen sicher, dass jeder Funktionsbereich eines Unternehmens die Daten erhält, die er für seine Arbeit auch benötigt, denn eine Digitalisierung im Sinne einer bloßen Datenerzeugung und -erfassung nützt nichts. Nur der richtige Umgang mit den durch die Digitalisierung gewonnenen Daten führt zum Erfolg. So darf der Fertigungsleiter nicht zum reinen Datensammler oder Verwalter einer Big-Data-Datenbank degradiert werden. Er muss auf Basis der ihm zur Verfügung gestellten Informationen aktiv Entscheidungen treffen können. Schrittweise Digitalisierung Die MES-Experten von gbo raten dazu, die individuellen Anforderungen der Praxis in den Mittelpunkt jedweder Digitalstrategie zu stellen. Das Ziel kann nicht sein, Industrie 4.0 um jeden Preis zu erreichen. Stattdessen sollte man auf praxiserprobte Lösungen setzen und die Digitalisierung des eigenen Unternehmens schrittweise vorantreiben – gemäß den eigenen Voraussetzungen. So kann verhindert werden, dass sich Maschinenbediener oder Controller einer wahren Flut an Informationen gegenübersehen, die nur dazu führt, dass Daten an Wertigkeit verlieren und damit die Digitalisierung zum Selbstzweck verkommt. Die Digitalisierung der Produktion ist sicherlich kein leichtes Unterfangen, zu groß sind die Auswirkungen. Aber es steht fest, dass an einer digitalen Fertigung kein Weg vorbeiführt, wenn sich Unternehmen auch in Zukunft am Markt behaupten wollen. Dafür ist Flexibilität und Agilität gefragt, denn die Kundenanforderungen werden immer individueller. Wer in diesem Umfeld schnell und angemessen agiert, bleibt erfolgreich. Bild: Fotolia/Coloures-Pic www.gbo-datacomp.de Im Fokus Effizienz Sicherheit Nachhaltigkeit Internationale Fachmesse für Produktionsund Montageautomatisierung 09.– 12.10. 2017 STUTTGART Digitale Transformation unlimited. Die 36. 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