Aufrufe
vor 7 Jahren

Der Betriebsleiter 7-8/2015

Der Betriebsleiter 7-8/2015

BETRIEBSTECHNIK

BETRIEBSTECHNIK Potenzial von Industriedächern nutzen Zentrifugenbauer deckt bis zu 20 % seines Strombedarfs mit Photovoltaikanlage ab 01 Bei Flottweg wurden genau 1504 Solarmodule mit je 250 W Leistung auf der Halle befestigt Die im Industriebau dominierenden Flachdächer bieten Platz für Photovoltaikanlagen, mit denen sich der in Unternehmen benötigte Strom zumindest teilweise in Eigenproduktion erzeugen lässt. Allerdings reagieren Abdichtung und Dämmung solcher Flächen sehr empfindlich auf Eingriffe. Ein Hersteller von Industriezentrifugen übertrug daher die schlüsselfertige Erstellung einer Solar-Anlage an einen Flachdach-PV-Spezialisten. Dessen Befestigungssystem funktioniert völlig durchdringungsfrei, sodass sogar die Garantie auf die Dachhaut uneingeschränkt gewahrt bleibt. Anlagen zur mechanischen Separation verschiedener Stoffe von Mineralöl über Klärschlamm bis hin zu Getränken und Lebensmitteln sind das Spezialgebiet des international tätigen Unternehmens Flottweg SE. Entwickelt und hergestellt werden die verschiedenen Zentrifugentypen auf dem Stammgelände im bayerischen Vilsbiburg. Einer der jüngsten Hallenkomplexe dort umfasst auf 4500 m² die spanende Fertigung von Trommel- und Rohrteilen sowie auf 2350 m² den Schaltschrank- und Anlagenbau. Die dazugehörige Flachdachfläche war bislang ungenutzt. „Wir konnten uns nie dafür erwärmen, eine PV-Anlage nur zum Zweck der Stromeinspeisung anzuschaffen. Das ist nicht unser Kerngeschäft“, erklärt Dipl.-Ing. (FH) Manfred Schlarb, Technik-Vorstand des Unternehmens. „Da aber inzwischen nicht zuletzt wegen der steigenden Umlagen der Eigenverbrauch interessant geworden ist, haben wir uns jetzt doch für eine Solaranlage entschieden.“ Die Stromerzeugung auf dem eigenen Dach soll die Energiekosten der Firma senken und die Versorgungssicherheit erhöhen. Bedingung war allerdings, dass die Dachhaut des Neubaus für die Installation nicht durchbrochen werden musste. Üblicherweise werden die Untergestelle für Solarmodule durch die Dachabdichtung in der Gebäudedecke verankert, um zu verhindern, dass sich die Anlagen mit der Zeit durch Temperaturwechsel oder Winddruck verschieben. Solaranlagen ohne eine solche Verankerung bergen entsprechend das Risiko einer Verlagerung auf dem Dach, wodurch nicht nur die Funktionstüchtigkeit der Anlage beeinträchtigt, sondern insbesondere auch die Dichtigkeit der Dachabdichtungsbahnen gefährdet würde. Allerdings erzeugen in der Decke verankerte Solar-Unterkonstruktionen selbst auch Schwachpunkte in der Abdichtung. „Flachdächer sind in unseren Breiten durch die extremen Temperaturunterschiede und das feuchte Klima sehr anfällig, besonders im Bereich von Durchdringungen“, so Schlarb. „Und eventuelle Reparaturen sind mit einer montierten PV-Anlage wesentlich aufwändiger.“ Auf Flachdächer abgestimmte Solar-Systeme Die Sunova AG wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, speziell auf Flachdächer abgestimmte Solar-Systeme zu entwickeln und schlüsselfertig aufzubauen. Das Unternehmen kombiniert dazu das Know-how seiner Ingenieure in den Bereichen Flachdach und Photovoltaik, um stabile, langlebige und zuverlässige Anlagen realisieren zu können. Umfassende Beratungs-, Planungs- und Generalunternehmer-Dienstleistungen bilden die Grundlage für einen reibungslosen Projektablauf. Darüber hinaus entwickelt und vertreibt Sunova Befestigungssysteme zur durchdringungsfreien Fixierung von Solarmodulen auf Dachabdichtungsbahnen. Seit der Gründung hat das Unternehmen in Deutschland sowie im benachbarten Ausland Photovoltaikanlagen mit mehr als 35 MW Leistung installiert. 10 Der Betriebsleiter 7-8/2015

BETRIEBSTECHNIK Unversehrtheit des Daches durch fachgerechte Montage Schon ein daumennagelgroßes Leck kann zu extremen Folgeschäden führen. Für Flottweg kam deshalb nur eine Lösung ohne Dachhautdurchdringung in Frage. Die Wahl fiel daher auf die Sunova AG, die auf Photovoltaik-Systeme für Flachdächer spezialisiert ist und bereits zahlreiche Projekte in diesem Bereich realisiert hat. Das Unternehmen hat dazu eine besondere Befestigungslösung entwickelt, bei der Profilhalter aus armiertem, reißfestem und alterungsbeständigem Kunststoff mittels Heißluft untrennbar mit der Dachbahn verschweißt werden. Das Material der Profilhalter behält auch bei Temperaturen bis 80 °C seine hohe Reserve von nur 10 kg/m². „Da unsere Tragkonstruktion aus Aluminium-Profilen ohnehin sehr leicht ist und zudem noch aerodynamisch darauf ausgelegt wurde, Winddruck zu minimieren, reichte diese geringe Reserve aus“, erklärt Werner Innerhofer, Geschäftsführer von Sunova und selbst lange im Flachdachbau tätig. Des Weiteren stand während der Installation neben der Unversehrtheit der Dachhaut auch der Schutz der Dämmung im Fokus. Denn selbst wenn die Abdichtbahn intakt bleibt, kann jede ungeplante Belastung, etwa Überlastung durch Materialtransport oder sonstige Montageabläufe, das weiche Isoliermaterial stauchen und damit seine Wirkung einschränken. Um dies zu verhindern, wurden alle Lauf- und Transportwege 02 Spezielle Befestigungslösung: Profilhalter aus armiertem, reißfestem und alterungsbeständigem Kunststoff werden mittels Heißluft mit der Dachbahn verschweißt Bei der Installation stand neben der Unversehrtheit der Dachhaut auch der Schutz der Dämmung im Fokus Belastbarkeit und wird jeweils an die verwendete Dachhaut angepasst, so dass eine ideale Verbindung gewährleistet wird. In diese Halter werden speziell geformte, flachdachtaugliche Grundprofile eingeschoben, auf die später die Module montiert werden. Dank der großen Auflagefläche der Grundprofile werden Modul-Gewicht und Schneelast optimal verteilt. Das Durchbohren der Dachabdichtung zum Verschrauben wird durch diese Systemlösung unnötig. Ein führender Hersteller von Abdichtbahnen bestätigt bei Anwendung dieses Systems sogar die uneingeschränkte Aufrechterhaltung der Garantie auf die Dachhaut. „Dass wir eine Folie dieses Anbieters verbaut hatten, war für uns ein glücklicher Zufall“, berichtet der Technik-Vorstand des Zentrifugenbauers. Die PV-Experten lieferten aber nicht nur die Komponenten für die Anlagen, sondern übernahmen auch die gesamte Planung und Montage bis zur schlüsselfertigen Übergabe. Ein Aspekt dabei war die Statik des Hallenkomplexes mit seiner Dachlast- sowie alle Zwischenlagerungsflächen für das Material genau geplant und nach Sicherheitskriterien bewertet, bevor sie auf dem Dach vom Fachpersonal unter strengen Schutzmaßnahmen angelegt wurden. 20 Prozent Bedarfsdeckung bei nur 35 Prozent genutzter Fläche Insgesamt wurden 1504 Solarmodule mit je 250 W Leistung auf der Halle befestigt. Die Paneele ruhen auf schneelastfesten, verwindungssteifen Dreiecksbindern und sind im Winkel von 12° aufgeständert, um eine maximale Lichtausbeute zu erzielen. Abstände und Anzahl der dazu nötigen Profilhalter wurden entsprechend den Windlastannahmen in DIN 1055 gewählt, so dass sich Windhub oder -schub über die Gesamtkonstruktion verteilen und nicht einzelne Befestigungen punktuell überlastet werden. Zusätzlich sorgen Windleitbleche für einen gewissen Unterdruck und unterstützen so die lagesichere Fixierung der PV-Anlage. Für dieses System gibt Sunova 20 Jahre Garantie auf Standfestigkeit und Dachbahnenkompatibilität. Die Spitzenleistung des Dach-Solarparks bei Flottweg liegt bei 376 kWp, der zu erwartende Eigenverbrauchsanteil daran wird auf über 91 Prozent geschätzt. „Theoretisch deckt die jetzige Anlage etwas mehr als 20 Prozent unseres aktuellen Strombedarfs ab“, so Schlarb. Je nach Preisentwicklung und tatsächlichen Sonnenstunden lässt sich so mit einer Amortisationszeit von acht bis neun Jahren rechnen. Dabei nutzt die momentane Anlage nur circa 35 Prozent der geeigneten Flachdachflächen des Zentrifugenherstellers – und weitere Hallen sind geplant, wie der technische Vorstand berichtet: „Bei entsprechend positiven Erfahrungen ist also noch Luft nach oben.“ www.sunova.eu www.flottweg.com Im Fokus Nachhaltigkeit Effizienz Sicherheit A r be i t s p l At z s y s t e m e : Vol l e s p ro g r A m m . e r go n o m i s c h , flexibel und effizient. Entdecken Sie unendliche Möglichkeiten für Ihren individuellen Workflow. TRESTON Deutschland GmbH • Hamburg • Tel. (040) 8816 5022 0 • www.treston.de Ein Unternehmen der TRESTON OY Finnland Treston.indd 1 09.07.2015 15:01:10 Der Betriebsleiter 7-8/2015 11

© 2023 by Vereinigte Fachverlage GmbH. Alle Rechte vorbehalten.