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Der Betriebsleiter 3/2016

Der Betriebsleiter 3/2016

INTRALOGISTIK 01

INTRALOGISTIK 01 Automatisches Blechlagersystem bei Striebel & John, ausgeführt als Doppel- Regalblock mit dazwischen verfahrendem Regalbediengerät und ausgelegt für insgesamt 35 Paletten-Lagerplätze 02 Querstation-Fahrwagen mit integrierter hydraulischer Hubeinrichtung zur Übernahme der Bleche ab Stapler oder Kran Flexible Variantenfertigung Gehäuse-Produktion direkt aus dem Blechlager Die Aufgabe bei einem Hersteller von Energie-Verteilsystemen lautet „Auftragsgesteuerte Varianten- Fertigung einer modularen Gehäuse-Baureihe in Losgröße 1“. Sichergestellt werden die reibungslosen Abläufe für die flexible und hocheffiziente Produktion mit einem hohen Automatisierungsgrad und einem speziell auf die Anforderungen abgestimmten Blechlagersystem. teiler, Kleinverteiler, Wand-, Zähler-, Standund Reihenschaltschränke deckt das Produktionsprogramm alle denkbaren Anwendungen im gewerblichen wie im industriellen Bereich ab. Die schnelle Verfügbarkeit und die hohe Qualität der Produkte von Striebel & John basieren auf einem sehr hohen Eigenfertigungs-Grad, einem entsprechend flexibel zu steuernden Output und natürlich auf einem entsprechenden Maschinenpark sowie kompetentem Fachpersonal. Ziel: vom Blechlager zur Endfertigung durchgängig automatisiert Roland Schnurr, Leiter Fertigung bei Striebel & John, umschreibt die Fertigungs-Philosophie: „Wir haben in der Blechteile-Herstellung und in der Montage vier Baureihen, nämlich Kleinverteiler, Zählerschränke sowie die Serien TwinLine und TriLine zu bewältigen. Da die Kunden aus dem Elektrogroßhandel und dem Schaltanlagenbau keine Lager mehr führen, sind wir zur nach Aufträgen gesteuerten hochflexiblen Fertigung ab Losgröße 1 gezwungen. Wirtschaftlich zu machen ist das nur mit einem hohen, jedoch pragmatisch bestimmten Automatisierungsgrad. Deshalb sind sowohl die Prozesse der Teile-Vorfertigung wie Stanzen, Biegen, Profilieren als auch die Endfertigung mit Schweißen und Kleben weitgehend automatisiert. Zudem nehmen Jährlich etwa 9500 Tonnen Stahlbleche in verschiedenen Qualitäten und mit verschiedenen Oberflächen ab Coil oder als Plattenware zu Energie-Verteilsystemen verarbeiten – so lautet die anspruchsvolle Aufgabe für das ABB-Gruppenunternehmen Striebel & John GmbH & Co. KG, das im badischen Sasbach beheimatet ist. Striebel & John versteht sich als ein führender Hersteller und Lieferant von Energie-Verteilsystemen für das Elektrohandwerk sowie den Schaltanlagenbau. Unterteilt in Stromkreisverwir auch die Pulverbeschichtung in den Standardfarben selbst vor, während die Beschichtung mit Sonderfarben extern erledigt wird. Neben den Produkt-Varianten in Größe, Breite und Tiefe sowie technischer Funktion unterscheidet sich in den verschiedenen Regionen, aus denen die Kunden kommen, auch die Art des Innenausbaus, sodass die Montage vorwiegend teilmanuell durchgeführt wird.“ Als nun auf der Grundlage eines modularen Baukastens neue Produkte anstanden, wurden für die Fertigung folgende Vorgaben formuliert: Lieferzeit 48 h, Losgröße 1 in der Blechteile-Fertigung und beim Baugruppen-Schweißen, hauptzeitparalleles Rüsten, kontinuierliche Bereitstellung von Bauteilen, Produktionsvorrat aus den laufenden Aufträgen für eine unterbrechungsfreie Endfertigung durch Schweißen, Zugriff auf alle vorgefertigten bzw. auftragsrelevanten Bauteile. Bei Letzteren handelt es sich um standardisierte Rückwände in verschiedenen Größen, die in der Endfertigung mit weiteren Bauteilen zu kompletten Gehäusen bzw. Schränken verschweißt werden. Dies geschieht in einem Robotersystem, das im Wesentlichen aus Schweiß- und Punktschweißrobotern mit Klebeapplikation, zwei Wechseltischen, die von einem Portalrobotersystem be- und entladen werden und einem automatischen Blechlagersystem vom Typ Unitower B 3.0 von Kasto Maschinenbau besteht. 14 Der Betriebsleiter 3/2016

INTRALOGISTIK Realität: Losgröße 1 in der variantenreichen Gehäuse-Produktion Das produktionsintegrierte automatische Lagersystem hat die Aufgabe, die Schweißzelle mit den besagten unterschiedlichen Rückwänden zur versorgen. Somit fungiert es als Puffer- und Zwischenlager, das hauptzeitparallel von außen mit sofort oder erst später benötigten Teilen bestückt werden kann. Um die in den Ausführungen unterschiedlichen und bezüglich Anzahl benötigten Rückwände verfügbar zu halten, sind im Blechlagersystem in zwei Blöcken insgesamt 35 Paletten-Lagerplätze vorhanden. Die Paletten weisen die nutzbaren Abmessungen 2500 x 1545 mm x Beladehöhe 130 mm auf und sind für Zuladungen bis 3 Tonnen ausgelegt. Zwischen den beiden Regalblöcken verfährt das Regalbediengerät und übernimmt das komplette Einlager-/Auslagerhandling ab der außerhalb des Zellenbereichs liegenden Einlager- Querstation mit Fahrwagen über das Ausund Rücklagern mittels der Übergabe- Längsstation mit Fahrwagen innerhalb der Schweißroboter-/Portalroboterzelle. Die Wechselzeit für die bereitzustellende Palette in der Übergabestation zum Portalrobotersystem beträgt lediglich 135 Sekunden, ausgehend von der Parkposition des Fahrwagens. Der 135 Sekunden-Zyklus beinhaltet die Fahrt des Wagens in den Regalblock, das Rücklagern der nicht mehr benötigten Palette, das Abholen der angeforderten Palette und schließlich die Fahrt in die Übergabeposition zum Portalrobotersystem für die automatische Beschickung des Wechseltischs. Der 135 Sekunden Zyklus läuft parallel zu den Schweißzyklen der Roboter. Um die Ein-Auslagerzeiten so kurz wie möglich zu Turmlagersystem Unitower halten, verfährt das Regalbediengerät im Hubwerk mit Geschwindigkeiten bis 16 m/ min und die Zieh-/Schiebeeinrichtung für die Paletten mit bis zu 20 m/min. Martin Stöckle, Leiter Vertriebsteam 1 bei Kasto, erläutert die Besonderheiten dieser maßgeschneiderten Lager- und Materialfluss-Lösung: „Wir arbeiten hier mit zwei voneinander unabhängig verfahrenden Palettenwagen. Der Wagen zum Ein-/Auslagern (Querstation I) hat eine hydraulische Hubeinrichtung mit Stempeln zur Be-/Entladung der Paletten mittels Kran oder Stapler sowie eine optische Konturenkontrolle. Der Wagen für den Transport der Bleche in die Übergabestation des Portalrobotersystems hat natürlich ebenfalls eine optische Konturenkontrolle und außerdem eine Spreizmagnet-Einrichtung zum sicheren Vereinzeln der aufeinander liegenden Bleche. Die Steuerung des Kasto-Lagersystems Unitower 3.0 sowie der beiden Fahrwagen verantwortet alle Abläufe im Lager und im Materialfluss und ist über eine Schnittstelle mit der Steuerung der Portalroboter- und Schweißroboterzellen gekoppelt. In der Praxis ist es möglich, Automatik- oder Handbetrieb vorzunehmen, sodass immer eine technische Verfügbarkeit gegeben ist und Material bereitgestellt werden kann.“ Erfolg: 50 % Kapazitätszuwachs Das Turmlagersystem Unitower ist in drei verschiedenen Ausführungen erhältlich: Als Unitower zur Lagerung von Langgutmaterialien, Unitower B für Blech- und Flachprodukte sowie Behälter, und als kompaktes Universallager Unitower C für Langgut und Blech. Mit ihrer variablen Beladehöhe bieten die Lagersysteme eine flexible und wirtschaftliche Alternative zur konventionellen Boden- und Kragarmlagerung. Sie sind als Baukastensystem mit einzelnen Modulen konzipiert und lassen sich einfach an individuelle Anforderungen anpassen. Als Ladungsträger kommen Kassetten, Paletten oder Tragegestelle zum Einsatz. Das Handling übernimmt ein Regalbediengerät (RBG) mit Lasttraverse. Ein- und Auslagerstationen lassen sich zudem vollautomatisch mit weiterer Fördertechnik oder Bearbeitungsmaschinen verbinden, um den innerbetrieblichen Materialfluss zu optimieren. 03 Roland Schnurr (rechts), Leiter Fertigung bei Striebel & John und Martin Stöckle, Vertriebsleiter Team I bei Kasto Maschinenbau sind zufrieden mit dem Ergebnis Das funktioniert laut Roland Schnurr so gut, dass der Werker am Rüstplatz nur noch die Seitenwandelemente einlegt, mittels Krallen fixiert und dann den Start des Automatikbetriebs freigibt. Der Portalroboter holt eine in der Übergabestation auf dem Fahrwagen befindliche Rückwand ab und setzt sie positionsgerecht in die Schweißaufnahme zur Durchführung der Punktschweißungen und der Klebeapplikation. Das Robotersystem rüstet sich entsprechend des Gehäusetyps selbst und gibt an die Lagersystem-Steuerung das Signal heraus, welche der eingelagerten Rückwand- Ausführungen benötigt wird und bereitzustellen ist. Danach läuft alles automatisch ab. Die Gehäuse werden nach dem Schweißen und Kleben vom Portalroboter auf eine Palette abgesetzt. Der Bediener entsorgt lediglich noch die volle Palette mit Schränken. „Mit Hilfe der Robotik und der automatisierten Materialversorgung konnten wir einen Kapazitätszuwachs von rund 50% erzielen, und dies bei einem um 40% reduzierten Personalaufwand gegenüber dem früher aufwändigen manuellen Handling. Der Kapazitätszuwachs erlaubt problemlos – und ohne Mehrpersonal einsetzen zu müssen – das Abfangen der starken Zuwächse nach der Anlaufphase der neuen Produktlinie. Das wirkt sich natürlich sehr positiv auf die Lieferfähigkeit aus“, so der Leiter Fertigung bei Striebel & John. „Gleichzeitig sind wir in der Lage, hochflexibel ab Losgröße 1 die Wünsche unserer Kunden in kürzester Zeit zu bedienen“, so das Resümee von Roland Schnurr. www.kasto.com Im Fokus Effizienz Sicherheit Nachhaltigkeit S I C H E R E LAGERUNG V O N GEFAH R S T O F F E N AUFFANGWANNEN GEFAHRSTOFF-REGALE GEFAHRSTOFF-LAGERCONTAINER GASFLASCHEN-CONTAINER 700 WEITERE ARTIKEL KATALOG-DOWNLOAD: WWW.SAEBU.DE SÄBU Morsbach GmbH | Tel.: 02294 694-0 | Internet: www.saebu.de | E-Mail: safe@saebu.de SÄBU.indd 1 16.02.2016 09:22:12 Der Betriebsleiter 3/2016 15

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