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Der Betriebsleiter 11-12/2017

Der Betriebsleiter 11-12/2017

DRUCKLUFTTECHNIK I

DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL Per Steuerung auf Effizienzkurs VOR ORT Wie ein Lackhersteller seine Druckluftversorgung optimierte Zwei räumlich getrennte Druckluftstationen mit je drei ungeregelten Kompressoren per Leitung miteinander verbinden und eine übergeordnete Steuerung für beide installieren – so lautet in Kürze die Erfolgsformel für mehr Drucklufteffizienz bei gleichzeitig hohen Einsparungen. Mehr zu dem bemerkenswerten Projekt lesen Sie nachfolgend. Autorin: Martina Laun, Redaktion Der Betriebsleiter Systemlacke sind die Domäne des Familienunternehmens Emil Frei Gmbh & Co. KG. In Döggingen im Schwarzwald beheimatet entwickelt und produziert man Industrie-, Pulver- und Elektrotauchlacke sowie Durelastic-Oberflächenlösungen für Composites. Beliefert werden Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Räderherstellung, Fahrzeugbau, Maschinen- und Apparatebau, Lohnbeschichtung, Möbelherstellung, Lagertechnik, Bau und Sanitär. Verantwortungsvolles Handeln gegenüber Mensch und Umwelt hat bei FreiLacke nicht nur Tradition, sondern ist fest in der zukunftsorientierten Unternehmensausrichtung verankert. Als Mitglied im Verband der Chemischen Industrie (VCI) sowie dem Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) tritt das Unternehmen aktiv für das Konzept „Responsible Care“ ein. „Die Festlegung unserer eigenen Umweltpolitik und unser Engagement im Rahmen des europäischen Gemeinschaftssystems für ein zertifiziertes Umweltmanagement (EMAS II Zertifizierung) seit 1996 ist ein Meilenstein der Firmengeschichte und eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft“, betont Dipl.-Ing. Hans-Peter Frei, Geschäftsführer und technischer Leiter des Unternehmens. Konkret bedeutet das: Kritische umwelt- und gesundheitsgefährdende Stoffe werden bei FreiLacke schnellstmöglich substituiert. Maxime ist es, umweltfreundliche Produkte zu entwickeln, Emissionen, Verpackungsmaterial und Abfälle zu reduzieren sowie schonend mit Ressourcen umzugehen. „Beispielsweise haben wir beim VCI-Responsible-Care-Wettbewerb 2016 einen Preis für unser Projekt `Mit weniger Lösemittel mehr reinigen` erhalten“, berichtet 30 Der Betriebsleiter 11-12/2017

SPECIAL I DRUCKLUFTTECHNIK 01 Verantwortungsvolles Handeln gegenüber Mensch und Umwelt ist bei FreiLacke fest in der zukunftsorientierten Unternehmensausrichtung verankert 02 Paul Wenzinger, Norman Kloss und Alois Kuster (v.l.n.r.) sind sich einig: Die Installation der Airleader-Steuerung war bei FreiLacke der Schlüssel zum Erfolg Hans-Peter Frei. „Und in diesem Jahr machen wir wieder mit. Dieses Mal präsentieren wir unsere optimierte Drucklufttechnik als Beispiel für intelligente und nachhaltige Ressourcennutzung.“ Verbrauchsmessungen als Basis Hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen. Bereits 2009 starteten Geschäftsführer Hans-Peter Frei, Alois Kuster, Leiter Nach unserer Erfahrung lohnt es sich, erst einmal nur in eine neue Steuerung zu investieren, bevor man neue Kompressoren anschafft. Schon allein mit dieser Maßnahme konnten wir unsere Druckluftkennzahlen maßgeblich verbessern. Dipl.-Ing. Hans-Peter Frei, Geschäftsführer FreiLacke, Döggingen Betriebstechnik, und sein Mitarbeiter Paul Wenzinger erste Aktivitäten, um die vorhandene Drucklufttechnik effektiver zu gestalten. Als Ausgangssituation gab es damals zwei komplett separat arbeitende Druckluftstationen in den durch eine Straße voneinander getrennten Werksteilen für Pulverlack- bzw. Flüssiglackproduktion. Die insgesamt sechs Kompressoren ohne Drehzahlregelung von zwei verschiedenen Herstellern mit zusammen 300 kW Leistung – drei im Flüssiglack- und drei im Pulverlackwerk – waren teilweise über 20 Jahre im Einsatz, die Redundanz war nicht mehr gewährleistet, hohe Leerlaufanteile und Leckagen waren ein Thema. „Zunächst haben wir Verbrauchsmessungen bei Strom und Luft durchgeführt, um verlässliche Kennzahlen zu ermitteln. Wir wollten eine Basis, um zu wissen, wo kommen wir her, wo wollen wir hin und haben sich die Maßnahmen am Ende gelohnt“, beschreibt Alois Kuster den ersten Schritt. Hans-Peter Frei geht ins Detail: „Insgesamt hatten wir einen Druckluftverbrauch von 5 Millionen m³ pro Jahr. In den Bestandsanlagen waren die Liefermengen nicht regelbar. Dann hatten wir Leerlaufkosten von über 30 %. Das hing sicherlich an den alten Geräten, aber auch an der mangelhaften Steuerung. Bei der spezifischen Leistung, also dem Energieaufwand, um 1 m³ Druckluft zu erzeugen, lagen wir bei 0,16 kWh/m³. Der Druck im Netz betrug 8,5 bar und der Leckageanteil lag bei 15%.“ Man war sich einig, dass hier etwas geschehen musste. Ehrgeizige Ziele „Als nächstes haben wir uns Ziele gesetzt: 100%ige Versorgungssicherheit, eine Stufung der Liefermenge, Leerlaufkosten unter 5%, eine spezifische Leistung von 0,12 kWh/ m 3 , eine Herabsetzung des Drucks im Druckluftnetz auf 6,5 bar und eine Reduzierung der Leckagen auf unter 8%“, erläutert Hans-Peter Frei. „Die Idee war außerdem, die beiden räumlich getrennten Druckluftstationen mit einer Druckluftleitung miteinander zu verbinden.“ Gesagt, getan: Erleichtert wurde die Installation der Verbindungsleitung durch den gerade anstehenden Neubau einer Versand-/Hochregalerweiterung. Im Rahmen der Rohbauarbeiten konnte die verbindende Druckluftleitung eingezogen werden. Von dort aus wurde die Leitung unter der Straße durchgeschoben und mit dem Netz des zweiten Werks verbunden. Übergreifende Steuerung bringt den Durchbruch Im nächsten Schritt plante man schließlich die Installation einer übergreifenden Steuerung. Auf die Idee, auf eine Steuerung zu setzen, die für beide Stationen übergeord- Der Betriebsleiter 11-12/2017 31

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