REINIGUNGSTECHNIK I SPECIAL Picobello Zentrale Absauganlagen stellen Hygiene in der Tiernahrungsproduktion sicher 01+02 Im Verpackungsbereich laufen mehrere Linien parallel. Mit der stationären Absauganlage kann dabei an bis zu vier Saugstellen gleichzeitig gereinigt werden Strenge Hygienevorgaben greifen nicht nur bei der Herstellung von Lebensmitteln, sondern auch bei Hunde- und Katzenfutter, wie ein Blick hinter die Kulissen bei bosch Tiernahrung zeigt. Mit großem Aufwand und moderner Technik sorgt der Premiumhersteller für makellose Sauberkeit: Sechs stationäre Absauganlagen erfassen über ein 1 000 m langes Rohrleitungssystem mit rund 100 Saugpunkten jeden Winkel der komplexen Pro- duktions- und Verpackungslinien. Die im Nordosten Baden-Württembergs beheimatete Firma bosch Tiernahrung ist ein Hersteller von Premium-Futter für Katzen und Hunde. Am Stammsitz in Blaufelden-Wiesenbach beschäftigt das Familienunternehmen in einer sehr modernen Produktionsanlage 550 Mitarbeiter. Produziert werden hier jährlich 200 000 t hoch wertige Katzen- und Hundenahrung, die als Trockenfutter, Backwaren, Sticks und Snacks in über 43 Ländern ihre Abnehmer finden. Professionell und bodenständig präsentiert sich das Unternehmen. Man ist lokal verwurzelt und hat Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns gerückt. Bei der Rohstoffversorgung setzt bosch primär auf Bauern aus der Region. Wesentliche Teile der Hightech-Fertigung werden energietechnisch über eine Photovoltaik-Anlage sowie aus einer Biogasanlage gespeist. Bereits 2013 hat das Unternehmen erfolgreich die Zertifizierung nach dem Energie-Managementsystem DIN EN ISO 50001 durchlaufen. Hohe Messlatte bei Hygiene und Qualität „Qualität, Nachhaltigkeit und Hygiene sind bei uns aufs engste verzahnt“, so Matthias Häfner, Leiter Qualitätsmanagement (QM) bei bosch Tiernahrung. „Zum einen, weil wir sensible Rohstoffe verarbeiten, vor allem aber auch, weil die Hunde und Katzen, die wir mit unserem Futter versorgen, sehr anspruchsvoll sind.“ Um hier immer top zu sein, wird die im Dreischichtbetrieb laufende Produktion ständigen Qualitätskontrollen unterzogen. Neben rigorosem internen Monitoring gibt es externe und unangekündigte Kontrollen, wie das zertifizierte Audit nach den strikten Vorgaben des IFS (International Food Standard), das bei Eigenmarken namhafter Handelsunternehmen greift und über Marktzugänge entscheidet. Um die Messlatte in Sachen Hygiene und Qualitätssicherung noch höher zu legen, erfolgte zwischen 2016 und 2018 die Ausstattung mit insgesamt sechs stationären Absauganlagen, die jeden Winkel der komplexen Fabrik erreichen und für lückenlose Sauberkeit sorgen. „Ziel der breit angelegten Initiative war, bei der Schädlingsvorsorge noch konsequenter vorzugehen – und möglichen Angreifern wie Fliegen, Motten oder Milben selbst in den entlegensten Ecken und den kleinsten Ritzen jede Basis zu entziehen.“ Den Zuschlag für die Auslegung und den Aufbau der schlüsselfertig installierten Absauganlagen erhielt die Alfred Kärcher Vertriebs-GmbH. Gestartet wurde das Projekt mit dem Aufbau von drei stationären Anlagen im Abfüll- bzw. Verpackungsbereich, der sich über mehrere Hallen erstreckt und Parallellinien für die präzise Kommissionierung von Klein- und Großpackungen umfasst. In Stufe zwei folgten dann drei weitere Absauganlagen, die punktgenau auf die Hygieneanforderungen in der Produktion ausgelegt wurden. Sie sorgen für saubere Verhältnisse von der Vorstufe mit Silobereich und Rohstofflager über die leistungsstarken Extruder, die stündlich bis zu 10 t Hunde- und Katzenfutter in Krokettenform erzeugen, bis zur Snackproduktion, wo die Flächen 44 Der Betriebsleiter 9/2019
SPECIAL I REINIGUNGSTECHNIK 03 Der Unterdruck für die stationären Absauganlagen wird über leistungsstarke Turbinen erzeugt 04 Seit Jahren arbeiten Matthias Häfner (bosch Tiernahrung, links) und Mario Hofelich (Kärcher) eng zusammen rund um die gigantischen Backöfen regelmäßig gereinigt werden müssen. Passgenaue Systemlösungen aus dem Baukasten „Bei der Konfiguration der Anlagen konnten wir gezielt auf unseren skalierbaren Baukasten mit modularer Technik zugreifen – und so mit passgenauen Systemlösungen aufwarten“, unterstreicht Mario Hofelich aus dem Projektvertrieb Industriesaugsysteme Kärcher, der das Projekt von Beginn an in enger Abstimmung mit QM-Leiter Häfner betreut und umgesetzt hat. „Schon bei der Ausschreibung war klar, dass wir mit unserem Anlagenkonzept auch strenge Umweltkriterien zu erfüllen hatten“. Für den Verpackungsbereich wurden die Ringler-Anlagen so dimensioniert, dass mit ihnen gleichzeitig an bis zu vier Saugstellen gereinigt werden kann. Um die entsprechende Saugleistung zu erbringen, wurden die stationären Anlagen mit je drei 5,5 kW starken Turbinen ausgerüstet. Angesteuert und aktiviert werden die Turbinen, die im weit verzweigten Rohrleitungsnetz einen Unterdruck von 240 mbar erzeugen und dabei eine Luftmenge von bis zu 1485 m 3 /h bewegen, sobald ein Werker den Schlauch an einem der vielen Saugpunkte andockt. Jeder ist mit einem Klappenventil versehen, das über einen Sensor verfügt. Der Sensor meldet den Start der Saugarbeit an die Steuerung, die unmittelbar die Turbine hochfährt. Energetischer Clou der cleveren Steuerung: Werden nur ein oder zwei Saugpunkte genutzt, kommt die Anlage mit einer Tur bine aus. Erst wenn vier Werker gleichzeitig reinigen, laufen alle drei Turbinen auf vollen Touren. Ist kein Saugschlauch angedockt, ist die komplette Anlage im Ruhemodus – und damit energieneutral. Wichtig war die Auslegung auf vier zeitgleich aktive Saugpunkte, um den Maschinenführern der Verpackungslinien zu ermöglichen, sich zu jedem Zeitpunkt um die Sauberkeit rund um ihre Linie zu kümmern. „Gefordert sind sie, wenn mal schnell Futterreste aus geplatzten Verpackungen vom Boden aufgesaugt werden müssen“, so Häfner. „Und bei der Zwischenreinigung ihrer Anlagen bei Schichtende oder beim Großreinemachen zum Wochenende, wenn auch das sonstige Equipment gründlich abgesaugt wird.“ Auf Nummer sicher mit Ex-Schutz Auf den ersten Blick unterscheiden sich die drei Systeme in der Produktion nicht von den Anlagen im Verpackungsbereich. Auch hier sind mehrere hundert Meter Rohrleitungen verlegt, die mit bis zu 28 strategisch positionierten Anschlüssen für die maximal 15 m langen Schläuche ausgerüstet sind. Auch hier geht das System erst in Betrieb, wenn ein Schlauch andockt. Anders als in der Verpackung kommen die Anlagen aber mit einer Turbine aus. „In der Produktion kümmern sich Reinigungscrews um die Sauberkeit, die sich routiniert von Punkt zu Punkt durch die komplexen Anlagen arbeiten und mit ein oder maximal zwei Saugpunkten auskommen“, so Häfner. „Weniger ist hier mehr!“ Da in der Produktion auch Mehle und Stäube zum Sauggut zählen, wurden die Anlagen in Ex-Ausführung konfiguriert. „Um Staubexplosionen zu verhindern, kommen komplett geerdete Rohrleitungen und Ex-Schläuche für den Handhabungsbereich zum Einsatz“, so Hofelich. Gesammelt wird das Sauggut – von Futterresten über Granulate bis zu Stäuben – am Ende der stationären Anlagen in Big-Bags mit 1 000 l Fassungsvermögen. „Wir haben permanent über 2 000 dieser Riesen tüten im Einsatz – vor allem als Puffer für die Zwischenlagerung von Rohstoffen und Halbfertigware“, so Häfner. „Um die Abläufe zu vereinfachen, haben wir die bewährten Big- Bags – statt konventioneller Sammelbehälter – kurzerhand in unser Layout eingebaut“, so Hofelich. Aufgehängt sind die Big-Bags in einem Portalsystem, wobei der Wechsel mühelos per Gabelstapler über die Bühne geht. Monatlich kommen über die Sechs stationäre Absauganlagen erreichen jeden Winkel der komplexen Fabrik und sorgen für lückenlose Sauberkeit Ringler-Absauganlagen rund 20 t Wertstoffe zusammen, die in einer Biogasanlage für die energetische Verwertung genutzt werden. Fazit „Mit den stationären Absauganlagen sind wir bestens aufgestellt“, so das Fazit von QM-Chef Häfner. „Was wir vorher mit großem Aufwand und einer Armada von mobilen Kesselsaugern, mit Druckluft und der klassischen Kombi aus Besen und Kehrblech stemmen mussten, geht heute deutlich schneller und effizienter über die Bühne. Die Ringler-Systeme sorgen flächendeckend für prompte Sauberkeit – ohne aufwändige Rüstzeiten oder ständiges Ausleeren von vollen Saugbehältern.“ Dass das Ergebnis stimmt, zeigen monatliche Checks durch ein zweiköpfiges Expertenteam einer externen Firma, das den gesamten Betrieb an über 1 000 definierten Monitorpunkten auf mögliche Schädlinge durchleuchtet. „Die Befunde sind durchweg sehr erfreulich“, freut sich Häfner. „Im Klartext heißt das: Alles picobello!“ www.kaercher.de Der Betriebsleiter 9/2019 45
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