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Der Betriebsleiter 9/2017

Der Betriebsleiter 9/2017

FERTIGUNGSTECHNIK

FERTIGUNGSTECHNIK Perfekt vernetzt Auswuchtsystem für die Qualitätssicherung von Präzisionswerkzeugen 02 03 01 Um die steigenden Anforderungen in der Qualitätssicherung seiner Präzisions- und Trägerwerkzeuge abzudecken, entschied sich ein Werkzeughersteller zur Anschaffung einer weiteren Auswuchtmaschine. Die Wahl fiel auf ein kompaktes Komplettsystem, das sich dank seines Leistungsumfangs und einiger kundenspezifischer Zusatz-Features perfekt in den Produktionsprozess einbinden ließ. Vor den Toren der Stadt Lahr liegt das Werk von LMT Kieninger, einem international gefragten Hersteller von Präzisionswerkzeugen für die Zerspanungstechnik. Er gilt als Spezialist für Sonderwerkzeugsysteme sowie Werkzeuge für den Autor: Michael Stöcker, Fachjournalist Darmstadt 01 Ist auf der EMO auf dem Stand von Schenck RoTec in Halle 6 zu sehen: die kompakte Auswuchtmaschine Tooldyne, die LMT Kieninger zur Qualitätssicherung von Präzisionswerkzeugen einsetzt 02 Im Mittelpunkt der Qualitätssicherung von LMT Kieninger steht eine Horizontal- Auswuchtmaschine HM20 von Schenck RoTec (links hinten), die jüngst durch die neue Tooldyne (vorne rechts) ergänzt wurde 03 Nach der Unwuchtmessung zeigt die Tooldyne die Position für den Ausgleich deutlich sichtbar und genau mit einem Linienlaser an Gesenk- und Formenbau. Zu seinen Produkt-Highlights gehören lange Reihenbohrstangen mit integrierten Schieberwerkzeugen zum Bearbeiten der Lagergassen großer Dieselmotoren. Das Gesamtangebot des Unternehmens deckt allerdings viele weitere Werkzeugtypen ab, mit denen sich hohe Genauigkeiten und exzellente Oberflächen realisieren lassen – beispielsweise Kopierfräser, Planfräsersysteme und Stufenbohrer. Wie nicht anders zu erwarten, bedarf die Herstellung solcher Präzisionslösungen einer ausgefeilten Qualitätssicherung. Und weil sich in Lahr fast alles um rotierende Werkzeuge dreht, spielt hier die Auswuchttechnik eine maßgebende Rolle. Seit etlichen Jahren setzt der Hersteller in diesem Bereich auf die Maschinen und Anlagen von Schenck RoTec. Im Mittelpunkt steht dabei eine Horizontal-Auswuchtmaschine HM20 von 2007, die 2015 im Rahmen eines umfassenden Technologie-Upgrades mit dem neuen Messgerät CAB920 des Darmstädter Unternehmens ausgestattet wurde. Bereits zu diesem Zeitpunkt war den Verantwortlichen bei LMT Kieninger allerdings klar, dass sie aufgrund des weltweiten Erfolgs ihrer Werkzeuge – etwa in der optischen Industrie und im Flugzeugbau – über die Investition in eine zweite Auswuchtmaschine würden nachdenken müssen. Die neue Anlage sollte dem flexiblen Abfedern von Nachfragespitzen dienen und musste sich nahtlos in die bestehenden Prozesse einfügen lassen. „Neben Grundvoraussetzungen wie hohe Messgenauigkeit und Sicherheit standen daher Aspekte wie Vernetzbarkeit und Datenhandling ganz oben auf unserer Wunschliste“, sagt Guiseppe Scarpulla, der bei LMT Kieninger die Fertigung der Trägerwerkzeuge leitet. 16 Der Betriebsleiter 9/2017

FERTIGUNGSTECHNIK Vertikal ergänzt horizontal Die Wahl fiel auch diesmal auf eine Maschine von Schenck RoTec: eine vollausgestattete Tooldyne der neuesten Ausführung. Dieses kompakte Komplettsystem vertikaler Bauart hat sich seit seiner Markteinführung in den 1990er-Jahren über mehrere Modellgenerationen zu einem Industriestandard für das ebenso sichere wie wirtschaftliche Auswuchten von Highspeed- und Präzisionswerkzeugen und ihren Aufnahmen entwickelt. Es kommt heute vielerorts sowohl in der Produktion zur Überprüfung der Werkzeuge zum Einsatz oder aber – wie bei LMT Kieninger – im Rahmen der Qualitätssicherung bei der Werkzeug-Herstellung. In Lahr erfolgt der Prozessschritt des Auswuchtens unmittelbar nach der Montage und vor der Endkontrolle der Werkzeuge. Im Sinne einer 100 %-Kontrolle wird dabei jedes einzelne Tool geprüft. Neben den eingangs erwähnten Werkzeugen gehören dazu auch Wendeschneidplatten, Rückwärtssenker sowie fertig montierte Fräsköpfe und Scheibenfräser, die später teilweise in Highspeed-Applikationen laufen. Die daraus folgenden, rein technischen Anforderungen – etwa bezüglich Flexibilität und Messgenauigkeit – erfüllt die Tooldyne serienmäßig. Denn die schlank designte Maschine ist konzipiert für viele Arten rotierender Werkzeuge. Sie dürfen bis zu 30 kg wiegen, mit Aufnahme bis zu 600 mm lang sein und maximale Durchmesser von 400 mm haben. Die Unwuchtmessung erfolgt in ein und zwei Ebenen bei Spindeldrehzahlen von bis zu 1 200 min -1 mit exzellenten Ergebnissen: Die kleinstmögliche Restunwucht liegt bei 0,5 gmm/kg; das entspricht bei einem Werkzeug mit 1,0 kg Gesamtgewicht einer Schwerpunkt-Exzentrizität von nur 0,5 µm. Unkomplizierte Prozessintegration Konstantin Dubino, Produktmanager von Schenck RoTec, berichtet allerdings, dass das Lastenheft des Kunden einige individuelle Wünsche enthielt: „Damit sollte vor allem sichergestellt werden, dass sich die neue Maschine schnell in das Produktionsumfeld einbinden lässt und auch die weitere Prozessoptimierung unterstützt. Wir erwarteten daher, dass einige zusätzliche Features zu realisieren sein würden.“ In den Projektgesprächen zeigte sich jedoch, dass es hierbei vorrangig um Fragestellungen zu Datenmanagement und Prüfprotokoll-Verwaltung ging, die rasch ad acta gelegt werden konnten, da die Tooldyne viele für das moderne Datenhandling wichtige Features bereits ab Werk mitbringt. So etwa eine Ethernet-Schnittstelle, Statistiken im CSV-Dateiformat, den Export der Rotordaten oder auch ein Wuchtprotokoll. Als großer Vorteil für die einfache System- und Prozessintegration erwies sich zudem, dass die Intelligenz der Tooldyne auf der Basis von MS-Windows arbeitet. Das ist eine Besonderheit in diesem Marktsegment und kommt vielen Anwendern entgegen. „Uns ermöglichte das eine schnelle und einfache Vernetzung der Maschine mit unserem IT-System in der Produktion. Außerdem war damit von Beginn ein durchgängiger Datenfluss gewährleistet – ohne aufwändige Konfigurationsarbeiten“, betont Guiseppe Scarpulla. Den Wunsch des Kunden, die Prüfprotokoll-Verwaltung zu optimieren, erfüllten Konstantin Dubino und sein Team dann mit einer Lösung aus dem Werkzeugkasten der modernen Identtechnik: Sie pflanzten der Tooldyne kurzerhand einen Barcode-Reader ein. „Dank dieses Zusatz-Features können wir die Barcodes unserer Laufzettel jetzt direkt an der Auswuchtmaschine einscannen und alle Auftrags- und Produktdaten automatisch ins Prüfprotokoll übernehmen. Manuelle Eingabeprozeduren entfallen also, wodurch wir viel Zeit sparen, Fehler vermeiden und die Effizienz spürbar verbessern“, erläutert Fertigungsleiter Scarpulla. Seit etwa einem halben Jahr ist die Tooldyne in Lahr am Werk. Ende 2016 wurde sie geliefert und neben der im Jahr zuvor modernisierten Horizontal-Auswuchtmaschine von Schenck RoTec platziert. Die große Maschine trägt nach wie vor die Hauptlast der bei LMT Kieninger anfallenden QS-Prüfungen. Wie geplant wird die Tooldyne für bestimmte Werkzeugtypen eingesetzt oder um Nachfragespitzen und Engpässe abzufangen. Für Guiseppe Scarpulla und seine Mitarbeiter ist die neue Maschine rasch zur festen Größe der Qualitätssicherung geworden. „Unübersehbar ist hier alles auf Effizienz und Prozesssicherheit ausgelegt – von der Plug&Play-Inbetriebnahme über die einfache Bedienung bis hin zum niedrigen Energiebedarf und dem geringen Serviceaufwand“, sagt der Fertigungsleiter. Auf Effizienz getrimmt Dass die Intelligenz der Tooldyne auf der Basis von MS-Windows arbeitet, ermöglichte uns eine schnelle und einfache Vernetzung der Maschine mit unserem IT- System in der Produktion. Giuseppe Scarpulla, Fertigungsleiter bei LMT Kieninger in Lahr Tatsächlich zeigt sich die Tooldyne gerade in puncto Effizienz von ihrer starken Seite. Ein Highlight ist dabei die pneumatische Spannaufnahme, die das Werkzeug nach dem Aufsetzen in den Adapter einzieht und absolut präzise fixiert. Diese Lösung reduziert nicht nur die Prozessdauer, sondern ist auch ein Garant für reproduzierbare, hochgenaue Unwuchtmessungen. Gleichermaßen ein Beitrag zur Effizienz wie zur Ergonomie ist das farbige und bewegliche Touch-Panel des Messgeräts, das sich zur Dateneingabe leicht ins optimale Blickfeld ziehen lässt. „Ein großer Vorteil für LMT Kieninger war zudem, dass die Tooldyne mit dem gleichen CAB-Messgerät arbeitet wie die bereits 2015 modernisierte Horizontal- Auswuchtanlage. Die Bedienoberfläche mit ihrer klaren Symbolsprache und der intuitiven Menuführung waren also in Lahr bereits bekannt“, sagt Konstantin Dubino von Schenck RoTec. Rasch schätzen gelernt haben die Qualitätssicherer von LMT Kieninger einen weiteren Effizienzfaktor der Tooldyne: die Permanent-Kalibrierung. Sie basiert darauf, dass die Maschine nach ISO-Standards mit einem zertifizierten ISO-Rotor geprüft und kalibriert ist. Damit bietet die Tooldyne einen derzeit einzigartigen Vorteil, der den Anwender von zeitraubenden werkzeugspezifischen Kalibrierläufen vor oder während des Auswuchtens befreit und die Bearbeitungszeit erheblich verkürzt. Guiseppe Scarpulla ergänzt: „Wenn die Werkzeugdaten eingetippt sind, können wir den Messlauf sofort starten – ohne Warteschleife. Und nach der Unwuchtmessung zeigt die Maschine dann die Position für den Ausgleich deutlich sichtbar und genau mit einem Linienlaser an. Es kann also gleich weitergehen.“ Bilder: Schenck RoTec/ LMT Kieninger www.schenck-rotec.com Im Fokus Effizienz Sicherheit Nachhaltigkeit Der Betriebsleiter 9/2017 17

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