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Der Betriebsleiter 9/2016

Der Betriebsleiter 9/2016

SUMMER OF ENGINEERING

SUMMER OF ENGINEERING „FÖRDERTECHNIK 4.0 BRAUCHT MOBILE SYSTEME“ Die Digitalisierung verändert unser Leben. Sie verändert auch die Industrie. Industrie 4.0 scheint in aller Munde – doch wie agieren in dieser neuen Welt? SEW-Eurodrive nutzt zur Beantwortung dieser Frage die Schaufensterfabrik zur Getriebemotoren-Fertigung. Was Industrie 4.0 für SEW bedeutet, und wie sich Arbeit, Produkte und Unternehmen verändern werden, darüber sprach Johann Soder, Geschäftsführer Technik bei SEW-Eurodrive mit Chefredakteur Dr. Michael Döppert. SUMMER OF ENGINEERING ZU GAST BEI SEW

INTERVIEW SUMMER of DAS HIGHLIGHT DES JAHRES ENGINEERING 2016 WAS BEDEUTET INDUSTRIE 4.0 FÜR SEW-EURODRIVE? SEW-Eurodrive hat als einer der Ersten das Thema Industrie 4.0 aufgegriffen. Was sind die Wurzeln von Industrie 4.0 bei SEW? Die Wurzeln für Industrie 4.0 liegen bei SEW-Eurodrive schon einige Jahre zurück. Wir hatten in den 80er Jahren in unserem großen Produktionswerk CIM umgesetzt und haben wie viele andere nach kurzer Zeit alles wieder zurückgebaut. Den konsequenten Weg weiter in Richtung Digitale Fabrik haben wir aber nie verlassen. Dabei sahen wir die modulare Fabrik als Zukunftsbild. Am Beispiel der Fördertechnik haben wir erkannt, dass starre Anlagenkonzepte durch kundenindividuelle Lösungen abgelöst werden müssen, die sich zudem einfach an neue Herausforderungen anpassen lassen. Wir haben erkannt, dass mobile Systeme, mobile Fördertechnik, in der Gestaltung der Automation in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen werden. So haben wir uns schon um die Jahrtausendwende mit neuen Technologien beschäftigt. Funk und Navigation, berührungslose Energieübertragung, aber auch neue Automatisierungssysteme, um eben wirtschaftlich und effizient neue mobile Anlagentypen realisieren zu können, waren damals schon auf unserer Agenda. Alle diese Technologien haben wir in einem Baukasten entwickelt. Heute sehen wir, dass Industrie 4.0 Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit von Produktionsfabriken fordert, und das kann man sehr gut mit solchen flexiblen mobilen Systemen erreichen. Eine Schlüsseltechnologie in der Industrie 4.0 ist für Sie also die Fördertechnik? Genau, eine flexible Fördertechnik kann eine grundlegende Voraussetzung für Fabriken sein, die nach Industrie-4.0-Prinzpien aufgebaut sein werden. Flexibilität, Mobilität, Wandlungsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit ohne riesige Investitionen in die Hand zu nehmen – das ist eigentlich das Ziel, das wir mit unserem Industrie-4.0-Ansatz verfolgen. War in der starren Fördertechnik alles eng miteinander verkettet und vernetzt und damit schwer veränderbar, streben wir jetzt genau in die andere Richtung. Wir sagen Mobilität, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit sind die wichtigen Themen für die Zukunft. Genau damit verbinden wir eine hohe Wirtschaftlichkeit bei neuen Fabrikplanungen, bei neuen Gestaltungen von Automatisierungslösungen in allen Branchen der Industrie. Antriebs- und Automatisierungstechnik sind Kern-Know-how von SEW: Wie sehen Sie die Automatisierungstechnik in der Industrie 4.0? Die Automatisierung muss sich komplett neu erfinden! Automation Controller müssen jetzt in der Lage sein, sowohl die reale als auch die virtuelle Welt abzubilden. Deshalb haben wir eine neue Reihe PC-basierter Automation Controller entwickelt; ein wichtiger Baustein in unserem Produktportfolio, mit dem wir in der Lage sind, Systemlösungen für unsere Kunden zuerst in der virtuellen Welt abzubilden und hier den Leistungsnachweis zu erbringen und dann schnell in die reale Welt umzusetzen. So kommen wir zu sehr kurzen Inbetriebnahmezeiten und können auch später im rauen Produktionsalltag in der virtuellen Welt ein intelligentes Condition Montitoring realisieren. Wir können so die Anlagen beobachten, wir sehen letztendlich daran die Leistungsergebnisse, wir können daraus wieder Optimierungen ableiten und vielleicht auch mal schneller sein als der Fehler. Industrie 4.0 unterliegt selbst einer evolutionären Entwicklung. Muss nicht derjenige, der Industrie-4.0-fähige Produkte und Systeme anbietet, auch ständig noch weiter lernen? Ja, ich glaube das ist eine sehr wichtige Frage, die Sie hier stellen. Es gibt heute wenige Vorzeigebeispiele, wie Industrie 4.0 auch im Endziel aussehen kann. Man sieht viele Fragmente. Den entscheidenden Wettbewerbsvorteil schafft aber derjenige, der die gesamte Wertschöpfungskette vom Kunden bis zum Kunden nach den Ansätzen von Industrie 4.0 realisiert. Und wenn wir über Industrie 4.0 reden, dann ist das ein Teilbaustein der Digitalisierung. Hinzu kommt noch das Internet der Dinge und Dienste, dazu gehört Cloud Computing, dazu gehören auch neue Bedienansätze. Unter diesen gesamten Aspekten muss man seine gesamte Wertschöpfungskette gestalten um dann den großen Wettbewerbsvorteil für die Zukunft zu schaffen. Genau dafür ist Der Betriebsleiter 9/2016 9

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