Aufrufe
vor 6 Jahren

Der Betriebsleiter 5/2017

Der Betriebsleiter 5/2017

Staubfrei zu höchster

Staubfrei zu höchster Präzision Uhrenmanufaktur setzt in der Produktion auf hochwirksame Absaug- und Filteranlagen Staub ist ein ungebetener Gast in den „Heiligen Hallen“ der Uhrenmanufaktur Lange Uhren GmbH, denn die Tradition und vor allem die Kunden verlangen nach höchster Präzision. Die kann aber nur gewährleistet werden, indem Schmutzpartikel bis in den Mikrometer-Bereich effizient beseitigt werden. Hierbei haben sich Absaugund Filteranlagen der ULT AG bewährt. Es gibt Unternehmen, die prägen ihre Standorte nachhaltig. Die Kleinstadt Glashütte am Rande der Sächsischen Schweiz beispielsweise ist eng mit der Herstellung hochwertiger Uhren verknüpft. Seit 1845 werden in der von Ferdinand A. Lange gegründeten und nach dem ersten Generationswechsel im Jahr 1870 in „A. Lange & Söhne“ umbenannten Manufaktur Taschen- und Armbanduhren gefertigt, die weltweit einen hervorragenden Ruf haben. Noch heute beruft man sich auf handwerkliche Traditionen, die im Laufe der bewegten Unternehmensgeschichte stets als höchstes Gut angesehen wurden. Im Dezember 1990 nahm durch die Reprivatisierung unter dem Firmennamen „Lange Uhren GmbH“ die weitere Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Das Unternehmen etablierte sich als einer der bekanntesten Hersteller von Luxusuhren weltweit. Heute beschäftigt die Lange Uhren GmbH rund 750 Mitarbeiter, von denen rund 650 direkt in Glashütte angestellt sind. Alle in der Glashütter Manufaktur hergestellten Uhren werden manuell zusammengebaut. Dabei übernimmt einer der fast 200 Uhrmacher jeweils ein Projekt. Einzig die Teilefertigung erfolgt automatisch – hier werden die Rohteile für Platinen, Brücken, Hebel, Federn, Räder und Triebe hergestellt. Doch alle Einzelteile werden anschließend per Hand bearbeitet und verbaut. Dabei ist höchste Präzision erforderlich – beim mechanischen Verbau der Teile sowie ihrer akkuraten Geometrie. Mathias Zschiedrich, Leiter Montage bei der Lange Uhren GmbH erklärt: „Es geht hier um Anpassungen der Funktions flächen im Mikrometer-Bereich, d. h. wir reden von Toleranzen von wenigen Mikrometern.“ Wenn nötig werden die Funktionsteile an einer kleinen Drehmaschine abgeschliffen. Dabei entstehen Stäube durch das Abtragen des Metalls und feinste Diamantstäube durch die Schleifscheibe. Die in den Stäuben enthaltenen Partikel können sich auf den Oberflächen der Bauteile ablagern, diese verunreinigen und somit ihre Funktionalität beeinflussen. Luftreinheit ist essentiell für hohe Qualität Doch wie kann eine entsprechende Luftreinheit garantiert werden, die derart essentiell für die Produktreinheit ist? Im Laufe des Jahres 2015 wurde eine Masterarbeit zum Thema „Reinraum“ für Lange Uhren erstellt. Das Forschungsziel war, herauszufinden, wie die Fertigungsbereiche so rein wie möglich gestaltet und der Reinigungsaufwand auf bis zu 120 min/Uhr reduziert werden können. Der Reinigungsaufwand musste aufgrund der Untersuchungsergebnisse radikal verringert werden, um die Ar- 02 insgesamt sechs Absauganlagen vom Typ ASD 200 wurden installiert 16 Der Betriebsleiter 5/2017

FERTIGUNGSTECHNIK 01 Absaugarme saugen die Stäube so nah wie möglich an der Emissionsquelle ab Speicherfiltergeräte sorgen für hochreine Luft Bei den ASD-200-Absauganlagen handelt es sich um Speicherfiltergeräte. Diese werden meist bei kleineren bis mittleren Staubmengen eingesetzt. Die Filter garantieren nicht nur eine hohe Partikelfiltration, sondern enorm lange Filterstandzeiten, was mittelfristig zu Kosteneinsparungen bei der Instandhaltung (Filter wechsel) führt. Die zurückgeführte Luft ist durch den Einsatz entsprechender Partikelfilter hochrein. beitseffizienz zu steigern und einen ökonomischen Arbeitsablauf umzusetzen. Besonders Bearbeitungsprozesse wie Polieren, Drehen und Schleifarbeiten führen dazu, dass verhältnismäßig große Mengen an Partikeln freigesetzt werden. Diese verfügen über ein hohes Sedimentationsverhalten, was zu einer Verschmutzung der zu bearbeitenden Teile und der Fertigungsumgebung führte.[1] Partikelmessungen hatten ergeben, dass in der Chronometer-Montage auf einen Kubikmeter Luft ca. 100 000 Partikel in den Größen 20 bis 120 µm zu verzeichnen waren. Ein Qualitätskriterium beschreibt Mathias Zschiedrich: „Mit einer Lupe, die Objekte dreifach vergrößert, darf kein Schmutz auf den Oberflächen zu sehen sein.“ Das menschliche Auge erfasst Staubpartikel ab der Größe 60 µm, also müssten mithilfe dieser Lupe selbst Partikel der Größe 20 µm erkennbar sein. Das Ergebnis der Studie lautete, dass entsprechende Maßnahmen zur Luftreinhaltung ein- und umgesetzt werden mussten. Dies geschah prompt durch den Umzug in eine neue Manufaktur, die in ihrer Architektur alle Voraussetzungen bot, Luftreinhaltungsmaßnahmen konsequent umzusetzen: in Form von Schmutzschutz durch entsprechende Kleidung und Fußmatten – aber auch mit Absaug- und Filtertechnik direkt im Produktionsbereich. Schadstoffbeseitigung: punktuell und effizient Aus den Erkenntnissen der Masterarbeit heraus befasste sich Montageleiter Mathias Zschiedrich ab Mitte 2015 mit dem Thema Absaug- und Filtertechnik. Dabei evaluierte er verschiedene Lösungsanbieter der Branche und legte sich schließlich auf die ULT AG fest: „ULT bot nicht nur das beste Preis- Leistungs-Verhältnis, sondern überzeugte durch den persönlichen Kontakt bei der Umsetzung unserer Forderungen“. Eine dieser Forderungen war beispielsweise die Installation von Absaugarmen, um die Stäube so nah wie möglich an der Emissionsquelle abzusaugen. Dabei musste berücksichtigt werden, dass keiner der Facharbeiter bei seiner Arbeit behindert wird. Die Lösung boten speziell konzipierte und konfigurierte Absaugarme und -schläuche, die die punktuelle und effiziente Schadstoffbeseitigung unterstützen und dabei nicht als störend empfunden werden. Nach der Installation von insgesamt sechs Absauganlagen vom Typ ASD 200 und einer vom Typ ASD 300 im August 2015 wurden wiederum Partikelmessungen durchgeführt. Das Ergebnis war eine deutliche Reduzierung der Schadstoffmenge auf ca. 5000 bis 10 000 Partikel auf 1 m³, demnach auf 5 bis 10 % der Messung vor der Einführung des Absaug- und Filtertechnik. Die Absaug- und Filteranlagen werden pro Arbeitstag rund eine Stunde eingesetzt, laufen als nicht im Permanent-Betrieb. Sie werden bei Bedarf, d.h. wenn Schleifarbeiten durchgeführt werden, über ein Fußpedal aktiviert. Nach der Deaktivierung laufen die Geräte noch ca. zehn Sekunden weiter, um die vollständige Beseitigung aller Stäube zu garantieren. Da in den Produktionsräumen absolute Ruhe herrscht, dürfen die Absauganlagen eines auf keinen Fall: Lärm erzeugen. Mathias Zschiedrich lobt ausdrücklich die „superleise Arbeitsweise der Anlagen“ und ergänzt: „Wir hätten uns niemals Absauggeräte in die Räume gestellt, die unsere Uhrmacher in irgendeiner Form akustisch beeinträchtigen könnten“. Wirksame Oberflächenreinigung im Lager Die vorgefertigten einzelnen Werkteile der Uhren werden in einem Lager aufbewahrt. Dabei werden sie entsprechend Bauteilart und Größe in entsprechenden Plastik- Schachteln als „Teile-Kits“ verpackt. In der Teilefertigung herrscht allerdings keine derartige Sauberkeit wie in der Montage. Bevor die Einzelteile aber nun in die jeweiligen Kits umgelagert werden, müssen sowohl die Teile als auch die Schachteln gereinigt werden. In der Vergangenheit war das meist eine große Herausforderung, weil feinste Stäube niemals restlos entfernt werden konnten. Im Herbst 2015 stellte die ULT AG mit dem Jumbo Elephant aber eine komplett neue Lösung zur Oberflächenreinigung vor. Das Gerät vereint Ionisierung, Druckluftreinigung, Absaugen und Filtern in einem. 03 Der Jumbo Elephant kommt im Lager - bereich zum Einsatz Die Ionisierung verhindert elektrostatische Aufladungen, die Druckluftreinigung löst auch fest haftende Schmutzpartikel, die Absaug-/Filtertechnik beseitigt die Partikel aus der Luft und führt die gereinigte Luft zurück in den Arbeitsraum. Mathias Zschiedrich ist voll des Lobes: „Der Jumbo Elephant ist ein tolles Produkt. Wir hatten noch nie derart saubere Teile-Kits und Werkteile.“ Fazit Der Einsatz der Absaug- und Filteranlagen der ULT AG hat sich seit ihrer Inbetriebnahme bewährt. Mathias Zschiedrich lässt keinen Zweifel daran, dass diese Investition die Fertigungsqualität nachhaltig positiv beeinflusst hat: „Aus meiner Sicht ist der Umzug in die neue Manufaktur mit allen getroffenen Maßnahmen zur Staubreduzierung ein voller Erfolg. Nicht zuletzt sind dabei die direkten Arbeitsplatzabsaugungen und auch der Jumbo Elephant von ULT eine hervorragende Unterstützung.“ Bilder: Aufmacher+1 Lange Uhren, 2+3 ULT Literatur: [1] Masterarbeit, Florian Brezan: „Konzept eines Sauberraummodells in der Lange Uhren GmbH zur dauerhaften Eliminierung sauberkeitskritischer Partikel“, HTWK Leipzig, FS Wirtschaftsingenieurwesen, 2015 www.ult.de Im Fokus Effizienz Sicherheit Nachhaltigkeit Der Betriebsleiter 5/2017 17

© 2023 by Vereinigte Fachverlage GmbH. Alle Rechte vorbehalten.