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Der Betriebsleiter 4/2020

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Der Betriebsleiter 4/2020

FERTIGUNGSTECHNIK

FERTIGUNGSTECHNIK Pflichtaufgabe mit Mehrwert Wie sich eine Anlagendokumentation gewinnbringend nutzen lässt Eine gut aufgesetzte Anlagendokumentation hilft unter anderem dabei, Bedienerfehler zu vermeiden Wer mehrere Maschinen zu einer Anlage verkettet, muss für diese neue Gesamteinheit unter Umständen eine Anlagendokumentation erstellen. Für viele Hersteller und Betreiber ist das eine lästige wie teure Pflicht. Doch eine solche Dokumentation birgt auch Chancen: Sie bietet im Schadensfall Rechtssicherheit und kann die Bediener der Anlage unterstützen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Autorin: Lucia Gefken, technische Redakteurin, CE-CON Sind mehrere Maschinen steuerungstechnisch verknüpft und arbeiten als Einheit zusammen, definiert sie die Europäische Maschinenrichtlinie (2009) als Gesamtheit. Vier Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein: Die Maschinen müssen eine gemeinsame Aufgabe ausführen, funktional verbunden sein und sich gegenseitig beeinflussen, über ein gemeinsames Steuerungssystem verfügen und eine gemeinsame sicherheitstechnische Verbindung besitzen. Hersteller einer solcher Gesamtheit sind verpflichtet, eine Anlagendokumentation zu erstellen. Die Anlagendokumentation beschreibt die Ganzheit der neuen Anlage. Dazu gehören eine interne und eine externe Dokumentation: Erstere bleibt beim Hersteller. Sie muss bei Prüfungen oder Unfällen vorgelegt werden können – also dann, wenn Behörden Einsicht nehmen wollen. Auch Konstruktionspläne und Risikobeurteilungen gehören dazu. Die externe Anlagendokumentation geht an den Kunden. Sie beinhaltet unter anderem die Betriebsanleitung, eine CE-Erklärung und ein Typenschild. Die Anlagendokumentation wird auf Basis von drei Dokumenten erstellt: der Betriebsanleitung der Maschinenrichtlinie, der Norm DIN EN 82079-1 und dem DIN Fachbericht 146:2006-01. Der Gesetzgeber fordert nur dann keine Anleitung, wenn ein Produkt so gebaut ist, dass ein sicherer Gebrauch auch ohne Anleitung möglich ist. Die Hersteller müssen aber laut Produktsicherheitsgesetz dafür sorgen, dass der Bediener es sicher verwenden kann. Bei einer Maschine ist zudem eine Betriebsanleitung gemäß der Maschinenrichtlinie gefordert. Das gilt auch bei einer Anlage, die sich aus mehreren Einzelmaschinen zusammensetzt. Fehlt diese Anleitung, ist das Produkt unvollständig und unsicher – es darf nicht verkauft werden. Was umfasst die Anlagendokumentation? Zentrales Element der Anlagendokumentation ist die Beschreibung der bestimmungsgemäßen Verwendung der Gesamtanlage. Funktion und Aufbau der Anlage und ihre Komponenten werden erläutert. Die Betriebsanleitung muss die wesentlichen Teile der Maschinenanleitungen enthalten. Wichtig ist dabei, die Zielgruppe nicht aus den Augen zu verlieren. Für sie werden die einzelnen Arbeitsschritte und übergreifende Bedienung möglichst verständlich aufgeführt. Dazu gehören zum Beispiel die Hauptfunktionen oder die Einrichtung der Programme. Auch die Ergebnisse der übergreifenden Risikobeurteilung samt Restrisi- 6 Der Betriebsleiter 04/2020 www.derbetriebsleiter.de

FERTIGUNGSTECHNIK ken der Gesamtanlage gehören in die Anleitung. Zudem müssen Schutzausrüstung sowie alle wichtigen Sicherheits- und Warnhinweise aus den Einzelbeschreibungen integriert werden. Technische Daten der Gesamtanlage werden ebenfalls erfasst, da diese von den einzelnen Maschinen abweichen können, etwa, wenn die Anlage einen höheren Lärmpegel verursacht. Montage und Inbetriebnahme gehören dann in die Anlagendokumentation, wenn diese nicht direkt vom Hersteller vorgenommen werden. Der Wartungsplan enthält Informationen, welche Arbeiten wann anfallen und wer sie durchführen darf – ob Fachpersonal notwendig ist oder ob der Bediener die Arbeiten ausführen kann. Ist letzteres der Fall, können die Wartungsarbeiten im Detail ebenfalls dargelegt werden. Aus der neuen Anlage und Gesamtsteuerung ergeben sich in der Regel neue Störungsmeldungen und -fälle. Diese müssen abhängig vom Fall konkret dargestellt werden, können aber auch durch Verweise auf die Betriebsanweisungen der Einzelmaschinen abgedeckt werden. Insgesamt darf dann, wenn es sinnvoll erscheint, auf Zuliefererdokumente und die Anleitungen der Einzelmaschinen verwiesen werden. Wo liegen die Probleme? Der Wartungsplan einer Anlage ist aufwändig in der Erstellung, da aus jeder Betriebsanleitung der zugehörigen Maschinen die Wartungsdaten zusammengetragen und in einem Gesamtwartungsplan konsolidiert werden müssen. Auch eine Sortierung abhängig von Wartungsintervallen muss hier vorgenommen werden. Unterstützung durch Spezialisten Die Anlagendokumentation ist zwar eine Pflichtaufgabe, richtig aufgesetzt kann sie aber auch einen erheblichen Mehrwert bieten. Wer die aufwändige Erstellung nicht selbst übernehmen will, kann sie an einen Spezialisten outsourcen. Dies bietet sich nicht nur an, um Zeit zu sparen – die Anlagendokumentation im Detail ist tatsächlich ein Fall für Experten. Wer sich des Themas selbst annehmen will, kann auch auf Software-Unterstützung wie das Tool Ce-Con Safety zurückgreifen. Durch den modularen Aufbau können Maschinengesamtheiten übersichtlich dargestellt werden. Eine große Fehlerquelle liegt in den Zulieferdokumenten. Zum einen muss sichergestellt werden, dass diese einwandfrei und in einer aktuellen Version vorliegen. Zum anderen ist es sinnvoll, sich bereits beim Einkauf der Maschine vertraglich Rechte einräumen zu lassen, um Text und Illustration der Einzelanleitungen nutzen zu dürfen oder die richtige Sprache festzulegen. Das vereinfacht die Erstellung der Anlagendokumentation ganz erheblich. Eine Anlagendokumentation ist auch oft zu umfänglich, da viele Hersteller nicht nur Dokumente zur Maschine beilegen, sondern Datenblätter der Einzelteile. Damit wachsen die Papierberge und die Informationen sind nicht mehr zielgruppengerecht. Genauso nachteilig ist eine Anlagendokumentation, die nur aus Verweisen auf bestehende Maschinenanleitungen besteht: Sie ist leseunfreundlich und beinhaltet keine relevanten Informationen. Die Anlagendokumentation als Chance Die Anlagendokumentation ist für Hersteller teuer und aufwändig und wird oftmals als lästige Pflichtaufgabe empfunden. Ein Hauptargument dabei lautet: Keiner braucht sie, und gelesen wird sie auch nicht. Generiert der Betreiber jedoch eine Arbeitsanweisung auf Basis der Anlagendokumentation, muss das nicht so sein. Denn eine gut aufgesetzte Anlagendokumentation bringt Mehrwert: Sie hilft dabei, Bedienerfehler zu vermeiden und verbessert die Kundenzufriedenheit. Versteht der Bediener den vollen Funktionsumfang einer Anlage, kann er sie außerdem effizienter nutzen. Der Betreiber der Anlage hat eine Instruktionspflicht: Er muss die Sicherheit der Anlage mitsamt der Anleitung gewährleisten und ist im Falle eines Unfalls in der Haftung. Bei einem Betriebsunfall mit Personenschaden wird die Anlagendokumentation relevant. Dann nämlich können Betriebe über eine gute Dokumentation nachweisen, dass sie allen Verpflichtungen korrekt nachgekommen sind. Die Anlagendokumentation dient also auch als eine Absicherung. Bilder: Ce-Con www.ce-con.de ADDING VALUE PROFITIEREN BRIKETTIEREN Volumenreduzierung Rückgewinnung Kühlschmierstoffe Vereinfachte Logistik senkt Transportkosten Definierte Schrottqualität Mehrerlös für Briketts Brikettieren Sie Späne, Stäube und Schlämme aus Aluminium, Guss, Stahl, Kupferlegierungen und vielen weiteren Werkstoffen. www.brikettieren.de/kontakt/ Ruf Maschinenbau GmbH & Co.KG | Tel. +49 (0) 8268/9090-20 | info@brikettieren.de

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