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Der Betriebsleiter 10/2016

Der Betriebsleiter 10/2016

FERTIGUNGSTECHNIK 02

FERTIGUNGSTECHNIK 02 Fertigung mit Kalkül 01 Optimale Auftragssteuerung bringt Transparenz, Kostensenkung und reduziert Durchlaufzeiten Dr. Ralf Volker Schüler Eine durchgängige IT-Lösung verschafft einem Lohnfertiger mit breit gefächertem Auftragsspektrum und großem Maschinenpark die erforderliche Transparenz. Auf Basis einer flexiblen IT-Plattform werden eine effiziente Erstellung von Angebotskalkulationen und Arbeitsplänen sowie eine optimierte Auftragssteuerung einschließlich der Auftragsterminierung unter Berücksichtigung verfügbarer Ressourcen realisiert. Kostensenkung, Steigerung der Produktivität und höhere Termintreue sind das Ergebnis. Dr. Ralf Volker Schüler, Freier Fachjournalist, Essen Die Mechanische Werkstatt Enke GmbH aus Zerbst nahe Dessau, 1990 gegründet, beschäftigt heute 40 Mitarbeiter und verfügt mit rund 100 unterschiedlichen Bearbeitungsmaschinen über ein flexibles Angebotsportfolio. Das sehr breite Leistungsspektrum nehmen Auftraggeber aus dem Maschinen-, Fahrzeug- und Anlagenbau zur kompletten Fertigung von Einzelteilen und Serien sowie auch von Großteilen in Anspruch. Nicht selten kommen Eilaufträge aufgrund von Reparaturen oder kurzfristigen Ersatzteilbeschaffungen zustande. „Die Vielfalt unseres Maschinenparks ist sicherlich für einen Lohnfertiger in unserer Größenordnung ungewöhnlich. Doch so sind wir in der Lage, auch besonders anspruchsvolle Aufträge von höchster Qualität und Präzision zu realisieren. Mitunter werden Genauigkeiten mit einer Toleranz von 2 µ gefordert“, erklärt Dipl.-Ing. (FH) Mirko Enke, seit 2005 Geschäftsführer der Enke GmbH. „Um wettbewerbsfähige Angebotskalkulationen zu erstellen, mehr Transparenz in unserer Auftragsstruktur zu erreichen sowie Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern, strebten wir eine durchgängige IT-Lösung an. Wir wollen über eine Durchgängigkeit von der Kundenanfrage über die Angebotskalkulation, Arbeitsplanung bis zur Auftragssteuerung unter Berücksichtigung der Mitarbeiterund Maschinenressourcen verfügen.“ Exakte Sollzeiten für optimale Angebote und Arbeitspläne Im Jahr 2007 wurde Mirko Enke auf die adaptiven Softwarelösungen zur Kalkulations- und Arbeitsplanerstellung der HSi GmbH aus Erfurt aufmerksam. Das zugrunde gelegte Konzept mit der HSi-Technologiebasis und den vorkonfigurierten Verfahrensbausteinen zu allen gängigen Fertigungsverfahren überzeugte. Diese Verfahrensbausteine u. a. für Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen, Erodieren enthalten hinterlegte Schnitt- und Zeitwerte sowie Regelwerke zur exakten Sollzeitermittlung. Hinzu kommen die vielseitigen Modifikationsmöglichkeiten der Software, so dass der Anwender selbst die Technologiedaten und Regeln in Eigenregie fortschreiben kann. Die mit HSplan erzielten Ergebnisse, die Ermittlung exakter Sollzeiten für einzelne Arbeitsgänge sowie für komplette Fertigungsaufträge, die Nachvollziehbarkeit der Haupt-, Rüst- und Nebenzeiten waren sehr zufriedenstellend. So folgte als weiterer Schritt die Implementierung der Software HSkalk zur effektiven Angebotskalkulation von Einzelteilen und Baugruppen. Der Kalkulator kann z. B. für eine Überschlagskalkulation auf Erfahrungswerte zurückgreifen oder Sollzeiten mit Hilfe der Technologiebasis ermitteln. Ergänzend kommen zu den Fertigungskosten Zuschlagssätze, Materialkosten sowie Sondereinzelkosten hinzu, etwa für Vorrichtungen. Kommt ein Kundenauftrag zustande, lassen sich aus der erstellten Kalkulation der entsprechende Arbeitsplan und die zugehörigen Arbeitsgänge automatisch generieren. „Nicht selten haben wir etwa 300 Aufträge gleichzeitig im System, wobei sich die Anzahl der Arbeitsgänge als sehr unterschiedlich erweist. Es kann sich um zwei, aber auch 24 Arbeitsgänge handeln. Die Ausnahme bilden allerdings Aufträge zur Fertigung von Baugruppen, deren Stück- 24 Der Betriebsleiter 10/2016

FERTIGUNGSTECHNIK 01 Rückmeldung eines Arbeitsgangs am HSi-Terminal 02 Der Maschinenpark von Enke ist breit aufgestellt. Im Bild beispielhaft eine Zyklendrehmaschine von Seiger 03 Die Plantafel „Arbeitsplatz“ zeigt die Terminierung der Fertigungsaufträge für die einzelnen Maschinen und die geplanten Mitarbeiter listen 50 bis 60 Teile umfassen“, berichtet Frank Hannemann zuständig für Controlling und Ausbildung. Kalender und Auftragssteuerung im Zusammenspiel Ein besonderes Augenmerk hatte Mirko Enke auch auf das Softwaremodul HSauftrag gerichtet. Denn dieses Modul dient zur Terminierung und Steuerung von Aufträgen sowie zur Optimierung der Kapazitätsauslastung. Die Übernahme von Stücklisten, Arbeitsgangfolgen oder Arbeitsplänen ermöglicht eine zusätzliche Zeitersparnis. Nachdem die Angebotskalkulation und die Arbeitsplanerstellung die volle Akzeptanz der Mitarbeiter fanden, trug man an HSi den Wunsch heran, einen Betriebs-, Mitarbeiter- und Arbeitsplatzkalender im Zusammenspiel mit der Auftragssteuerung HSauftrag zu entwickeln. In intensiver Zusammenarbeit mit Diskussionen über Schichtenmodelle, Bearbeitungsnester, Mehrmaschinenbedienung usw. entstand die gewünschte Lösung. Durchgängigkeit im Fokus Die IT-Lösung bringt Durchgängigkeit von der Kundenanfrage über die Angebotskalkulation, Arbeitsplanung bis zur Auftragssteuerung unter Berücksichtigung der Mitarbeiter- und Maschinenressourcen. „Ausgehend von einem Betriebskalender mit einem Planungshorizont von einem Jahr erfolgt monatlich die Aktualisierung des Mitarbeiterkalenders. Dieser Kalender gibt u.a. Auskunft über die Befähigung eines Mitarbeiters zur Bedienung bestimmter Maschinen. Ist ein Mitarbeiter mit der geeigneten Qualifikation für einen bestimmten Fertigungsprozess verfügbar, wird er vom HSi-System automatisch für diese Bearbeitung vorgeschlagen und eingeplant“, berichtet Jana Zielesniak, Leiterin der Arbeitsvorbereitung und Fertigungssteuerung im Hause Enke. „Sollte kein qualifizierter Mitarbeiter verfügbar sein, muss der Auftrag möglicherweise verschoben werden bzw. es lässt sich mit Hilfe der integrierten, auftrags- und arbeitsplatzbezogenen Plantafel eine geeignete Disposition treffen.“ Die Auftragseinlastung vollzieht HSauftrag mittels einer vorwärts-/rückwärtsgerichteten Terminplanung gegen begrenzte oder unbegrenzte Kapazitäten. Dabei prüft das System die Verfügbarkeit von Arbeitsplatz und Mitarbeiter für einen zusammenhängenden Bearbeitungszeitraum unter Beachtung von Übergabezeiten von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz und berechnet einen ’Soll-Ende-Termin’. Eine Reihenfolgeplanung zeigt je Arbeitsplatz, welche Aufträge abzuarbeiten sind. Nachvollziehbare Planung sowie Transparenz in der Fertigung Neben einer obligatorischen Nachkalkulation findet eine mitlaufende Kalkulation statt. Kapazitätsauslastungen von Mitarbeitern und Maschinen lassen sich darstellen. Frühzeitig werden gravierende Abweichungen zwischen den vorkalkulierten Zeiten und Kosten gegenüber den aktuellen IST-Werten erkennbar. Die verursachenden Aufträge werden angezeigt, so dass sich gezielt entsprechende Maßnahmen etwa eine Umterminierung, Auswärtsvergabe oder Änderung des Schichtmodells durchführen lassen. Diverse weitere Auswertungen halten das Management stets auf dem neuesten Stand. „Diese Organisationsformen und Abläufe haben wir schon lange auf der ’logischen Papierebene’ praktiziert. Doch erst mit HSauftrag steht uns eine geeignete, adaptive IT-Plattform zur exakten Abbildung unserer Strukturen und Prozesse zur Verfügung“, reflektiert Mirko Enke. „Zwar fungierten wir zeitweilig als Pilotanwender, doch es war zu unserem Besten. Denn als Fazit können wir festhalten, es funktionieren die einzelnen Aufgabenbereiche ebenso gut, wie das übergreifende Zusammenspiel mit dem Austausch konsistenter Daten. Wir verzeichnen nunmehr eine merkliche Produktivitätssteigerung, hohe Transparenz und Optimierung im Produktionsgeschehen und deutlich mehr Planungssicherheit. Gerne wollen wir mit HSi auch die Integration der Lager- und Materialwirtschaft sowie der Rechnungslegung auf den Weg bringen.“ Bilder: 01+02 give4pr, 03 Enke GmbH www.hsi4m.com Im Fokus Effizienz Sicherheit Nachhaltigkeit Der Betriebsleiter 10/2016 25

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